Kapitel 5
Die Crozet-Inseln (Seite 6)
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Mit
der Einschränkung, bei drehendem Wind oder Wetterwechsel sofort
wieder zu Schiff zurück zu kommen, fuhren Karl-Heinz und ich mit
dem Beiboot zum Strand der Baie Americaine (Bild links). Ich
steuerte zum ersten Mal so ein Boot mit Außenborder und es gelang
mir eigentlich ganz gut. Am Strand angekommen, verteuten wir erstmal
das Boot an den Felsen und wurden auch gleich vom einem Empfangskommando
einiger Königspinguine begrüßt. Nun hatten wir ca. 4
Stunden Zeit die Umgebung abzulaufen und zu fotografieren. Ich denke,
dass wir beide nach den anstrengenden Orkantagen diese Gelegenheit als
Entschädigung angesehen haben. Zusammen durchstreiften wir zunächst
die nähere Umgebung. Auf dem Sposmoker versuchten Dirk und Gerd
unterdessen, die Backbordmaschine zu reparieren. Leider sollten sie
keinen Erfolg dabei haben.
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Neben den vielen Königspinguinen
entdeckten wir ziemlich schnell auch eine für uns neue Pinguinart.
Der Eselspinguin (Pygoscelis papua)ist wesentlich kleiner als der Königspinguin
(Bild links und rechts). Er kann eine Stehhöhe von ca. 58 cm erreichen
und wiegt ausgewachsen zwischen 5 und 7 Kg. Auf Nahrungssuche gehen
die Eselspinguine vor allem in Küstennähe. Dort jagen sie
kleine Fische, Krill und gelegentlich Tintenfische. Im Alter von drei
bis vier Jahren pflanzen sich Eselspinguine das erste Mal fort. Sie
bevorzugen felsige Küsten mit Pflanzenbewuchs. Zwischen Grasbüscheln
legen sie zwei weiße Eier in ein Nest aus Steinen, Moosen und
Grashalmen. Die kleinen Eselspinguine haben ihren Namen aufgrund ihrer
Schreie bekommen. Es hört sich tatsächlich wie ein Esel an.
Weiterhin können die Eselspinguine im Gegensatz zu den Königspinguinen
wesentlich schneller an Land laufen und fallen auch nicht so oft hin
wie die größeren Verwandten.
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Ca. 200 m vom Strand entfernt öffnet
sich die Landschaft zu einem weiten Tal, dem " Valle de Branloires",
das sich weit in Richtung Westen ausdehnt. Durch das Tal erreicht der
"Moby-Dick Fluss" den Strand in der Baie Americaine. Am nördlichen
Eingang zum Tal befindet sich eine kleine Schutzhütte der französischen
Wissenschaftler (Bild rechts). Ein Blick durch die (leider) verschlossene
Tür zeigte 4 Betten, einen Ofen, eine Waschmaschine (!) und Bücher.
Hier halten sich die Wissenschaftler auf, wenn sie zu mehrtägigen
Beobachtungen in die Bucht kommen. Bei unserer Ankunft thronte vor dem
Eingang eine große subantarktische Skua (auf dem Bild rechts klein
zu erkennen). Völlig unbeeindruckt von unserer Anwesenheit beobachtete
sie uns und hatte offensichtlich keinerlei Respekt vor uns. Selbst als
Karl-Heinz sein Stativ aufbaute flog sie zu ihm und landete dicht neben
ihm um sein Vorhaben zu beobachten (Bild links).
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Die
subantarktische Skua (Catharacta antarctica) ist mit Abstand der intelligenteste
Vogel, den ich auf der Expedition beobachten konnte. Sie lebt in einem
begrenzten Revier in Einehe und verteidigt dieses Revier rigoros gegen
andere Eindringlingen. Auch die eigenen Jungen würde dieser Vogel
bis zum Tod (!) verteidigen.
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Die
subantarktische Skua (Bild Mitte) ist mit einer Flügelspannweite
zwischen 60 und 65 cm eine der großten Möwen der Welt und
ernährt sich überwiegend von kleinen Fischen, Mollusken, Eiern
und auch kleinen Seevögel und Küken sowie von Aas. Sie kann
im Verteidigungsfall äußerst aggressiv werden und selbst
einen Menschen ernsthaft verletzen.
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Ganz in der Nähe der Schutzhütte
fanden Karl-Heinz und ich plötzlich tiefe Spuren im schwarzen Lavasand
(Bild links). In einiger Entfernung konnten wir dann die Verursacher
dieser Spuren entdecken. Vier See-Elefanten (2 Männchen und 2 Weibchen)
lagen in der Mündung der Moby-Dick Flusses (Bild rechts). Die ausgewachsenen
Männchen sind zu dieser Jahreszeit eigentlich schon wieder im offenen
Ozean, schon die Größe der 2 Männchen zeigte uns, dass
es sich um relativ junge Tiere handelte. Die beiden Männchen bäumten
sich von Zeit zu Zeit gegeneinander auf und stießen mit ihren
mächtigen Körpern zusammen. Hierbei handelte es sich aber
lediglich um reine "Probekämpfe". Wenn zur Paarungszeit
(September und Oktober) die ausgewachsenen Bullen an Land Ihr Harem
bilden, können diese Kämpfe sehr blutig ausgehen. Wir verachten
einige Zeit damit, die Tiere zu beobachten und zu fotografieren.
Uns beiden wurde bewusst, an welch einem besonderen Platz dieser Erde wir uns aufhalten durfen... |
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