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Kapitel 5

Die Crozet-Inseln (Seite 5)
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Am gegen 18.30 Uhr am 11.01. erreichten wir wieder die Ile de la Possession. Die Station lag ruhig auf dem Hügel, aber die Wellen des vergangenen Orkans waren immer noch zu spüren (Bild rechts).
Plötzlich ein Aufschrei von Dirk: "EISBERGE !". Und tatsächlich, südlich der Einfahrt in die Bucht konnten wir zwei massive Eisberge erkennen.


In den Tagen, an denen wir vor der Küste der Ile de l`Est im Orkan kreuzten, mussten diese Eisberge, von Westen her kommend, an die Küste getrieben worden sein und hingen nun am Meeresboden fest (Bild links und rechts). Dirk und Karl-Heinz schienen zunehmend besorgt aufgrund der Anwesenheit von Eisbergen. Unsere Fahrt zu den Kerguelen stand ja noch bevor und in den dunkelen Nächten hätte niemand die Chance, einem treibenden Eisberg früh genug vor einer Kollision zu sehen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht so viel Angst, zu einen bildeten diese 2 Eisberge ja keine Gefahr mehr, zum Anderen müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir inmitten von 1000 km freiem Wasser rings um uns herum nun zufällig auf einen Eisberg fahren würden.
Ich nehme es vorweg... wir sollten im weiteren Verlauf der Expedition keinen Eisberg mehr zu Gesicht bekommen.
Je näher wir der Buchteinfahrt kamen, trieben uns auch schon die sog. Grauler (Eisstücke die vom Eisberg abgebrochen sind) entgegen. Ich stellte mich an den Mast und wies Dirk per Handzeichen die Richtung, in die er steuern sollte.
Ohne Zusammenprall mit einem Grauler erreichten wir die Stationsbucht.


Mit nur einer Maschine (die Backbordmaschine war ja ausgefallen...) liefen wir in die Bucht ein. Es begann leicht zu regnen und via Funk übermittelten wir der Basisstation unsere Unversehrtheit. Wir hofften noch eine Nacht hier zu ankern und dann unsere Fahrt zu den Kerguelen am nächsten Tag fortzusetzen. Also machten wir alles zum Ankern klar. An der selben Stelle wie vor 3 Tagen fiel der Anker ins Wasser... verdammt, er findet keinen Halt. Also wieder mit den Winschen und 2 Leinen den Anker über die gebrochene Ankerführung einholen. So ein Manöver dauerte unter diesen Umständen gut 20 Minuten und kostete wirklich Kraft. Dann der zweite Anlauf, wieder saust die Ankerkette nach unten. Kurze Zeit warten wir, dass sich der Anker am Grund festhakt, aber auch beim zweiten Mal findet der Anker keinen Halt ! Wieder die kraftzehrende Prozedur, den Anker zu bergen. Bereits nach diesem Manöver hatten Dirk und ich kaum noch Kraft in den Armen, schließlich hatten wir gerade die anstrengenden Orkantage hinter uns gebracht, waren übermüdet und uns war kalt. Gerd ließ nicht locker und der Anker wurde zum dritten Mal ausgeworfen. Wieder fand er keinen Halt und meine Motivation, den Anker noch einmal zu werfen gelangte am Nullpunkt an. Dirk war nicht mehr in der Lage, beim Bergen des Ankers zu helfen und so habe ich mit Hilfe von Karl-Heinz zum dritten Mal den Anker heraufgeholt. Danach war auch ich erstmal fertig...
Gerd kam dann auf die grandiose Idee, das Schiff mit einer Leine an dem Steg festzumachen. Wir lagen ca. 150 Meter vor dem Strand, aber wir hatten doch gar keine Leine von 150 Metern !! Also begannen wir, verschiedene Leinen miteinander zu verbinden. Als alle freien Leinen an Bord zusammengeknüpft waren, wurde das Beiboot klargemacht, der Außenborder montiert und Karl-Heinz und ich machten uns mit dem Seil in Richtung Strand auf. Dor angekommen wartete schon der Stationsleiter. Ich machte ein Ende der Leine an einer Befestigung fest. Eine kurze Verabschiedung vom Stationsleiter und wir saßen wieder im Boot. Nun galt es, die Leine zum Schiff zu bringen und den Sposmoker zu sichern. Leider war der Deckel des Benzinkanisters im Beiboot bei der Anlandung unbemerkt aufgesprungen und Wasser und Sand gelangten in den Tank, was zu Folge hatte, das nun auch noch der Motor des Beiboot ausfiel. Mit Paddeln machten wir uns auf den Weg. Ich erinnere mich, das ich fluchend begann zu paddeln. Es kam wie es kommen müsste, ca. 30 Meter vor dem Schiff war die Leine zu Ende und ich versuchte mit wilden Handzeichen Gerd an Bord die Situation zu schildern. Ich war in diesem Moment stinksauer, weil ich schon vorher Zweifel an der ausreichenden Länge der Leine geäußert hatte. Irgendwie hat es Gerd dann noch geschafft, mit einer Maschine den Sposmoker zu uns zu manövrieren und wir machten das Schiff endlich an der Leine fest.
Durchnässt und total entkräftet kamen wir wieder an Bord und ich war wirklich bedient...
Befestigt mit einer Leine verbrachten wir die Nacht in der Stationsbucht. Der Wind ließ nach und die Nacht blieb ruhig. Auch das Seil hat gehalten bis...



12.01. 05.15 Uhr: Gerd hatte die halbe Nacht hindurch Ankerwache gehalten. Er schien dem lieben Frieden auch nicht wirklich zu trauen. Kurz nach 5 Uhr in der Früh riss dann die Leine. Hastig warf Gerd die eine Maschine an und hielt das Schiff in der Mitte der schmalen Bucht. Unterdessen waren Karl-Heinz und ich an Deck, Dirk war nicht wach zu bekommen. "Beiboot klarmachen" donnerte es von Gerd. "Ich will noch meine Leine wiederhaben...". "Scheiße", dachte ich, naja...
Der einzige Grund , warum wir noch einmal anlanden sollten war, dass wir noch unsere "Liegegebühr" und die "Personengebühr" für unseren Aufenthalt beim Leiter der Station abgeben mussten. Es ist selbst hier in dieser Gegend der Welt alles geregelt. Liegegebühr (bzw. Ankergebühr) 170 Euro, Personengebühr p.P. 5 Euro. Also wieder Beiboot klarmachen und los ging es per Paddel zum Strand. Dem Leiter hatten wir schon per Funk bescheid gegeben, dass er bitte zum Strand herunterkommen sollte wegen der Bezahlung. Beim Anlanden warf uns eine Welle fast um, aber als wir am Strand waren war auch schon der Leiter der Station vor Ort uns half uns mit Kräften. Karl-Heinz wickelte die Bezahlung ab und ich schnitt die Leine vom Festmacher. Durch den Zug war der Knoten bombenfest gezogen. Der Rest des Seil war total in den am Strand treibenden Kelp eingewickelt und so konnte ich sagenhafte 15 Meter Seil bergen. Der Commandant wünschte uns noch eine gute Fahrt und wir stiegen wieder ins Beiboot. Beim abstoßen vom Strand stand ich bis zur Hüfte im kalten Wasser.
Zurück an Bord setzten wir eine kleine Fock und fuhren wieder in die Baie Americaine, um uns dort noch einen Tag zu erholen.


Gegen 10.30 Uhr am 12.01. warfen wir Anker in der Baie Americaine, diesmal hielt er beim ersten mal. Das Wetter klarte überraschend auf und ich konnte erstmal wieder aus meinen durchnässten Klamotten (Bild links). Bei Sonnenschein und 5 Grad Außentemperatur trockneten wir unsere Kleidung ein wenig, denn durch die letzten Tage waren fast alle Kleidungsstücke nass (Bild rechts).Dirk und Karl-Heinz worden mit dem Beiboot losgeschickt. um Trinkwasser von Land zu holen. Gerd und ich versuchten in der Zeit vergeblich, die Backbordmaschine zu reparieren.
Die Nacht verbrachten wir sicher vor Anker in der Bucht. Am nächsten Morgen stand der Wind günstig und Karl-Heinz und ich führen zum Strand um zu fotografieren. Was uns am Strand erwartete sehen Sie auf der nächsten Seite...