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Kapitel 5

Die Crozet-Inseln
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Als Entschädigung für die vergangenen Tage hatte ich nun die einmalige Gelegeheit, am Rand der Kolonie entlang zu streifen und hervorragende Aufnahmen zu machen. Die Gesamtgröße der Kolonie wird auf ca. 50000 Tiere geschätzt (Bild links). Das ständige Kreischen der Tiere erreicht eine enorme Lautstärke und riechen kann man die Kolonie schon von Weitem. Ich habe es vermieden, direkt in die Kolonie zu gehen, da die sog. Brüter auf ihren Eiern sitzen und sich durch ein fremdes Wesen leicht gestört fühlen und somit möglicherweise das Ei freigeben... ein willkommenes Mahl für die Raubmöwen und Sturmvögel (siehe auch weiter unten...). Besonders fasziniert war ich von der schönen Färbung am Kopf der Tiere (Bild rechts).


Der Königspinguin (Aptenodytes patagonicus) ist das zweitgrösste Mitglied der Familie der Pinguine (Spheniscidae). Er weist eine Körperlänge um 90 Zentimeter und ein Gewicht um 16 Kilogramm auf. Die jungen Pinguine besitzen noch einen braunen Flaun an Federn, die sie im Laufe der Zeit gegen das Federkleid eines erwachsenen Tieres auswechseln (Bild rechts). Diese Prozedur kann bis zu 15 Monaten dauern und die Tiere gehen in dieser Zeit nicht ins Wasser, da die braunen Federn nicht Wasserabweisend sind. Das bedeutet, dass die Jungtiere in dieser Zeit vollständig auf die Fütterung durch die Elterntiere angewiesen sind. Sie können in dieser Zeit bis zu 40% ihres Körpergewichts verlieren.
Von einem Hügel am Rand der Kolonie hatte ich einen wunderbaren Blick von oben direkt auf die Kolonie. Besonders gut zu sehen sind die sog. "Brüter", die auf ihrem einzigen Ei hocken (Bild links).


Auch für die Pinguine schien das wunderbare Wetter ungewohnt. Besonders die jungen Tiere in ihrem dicken Flaun freuten sich über jede Windböe (Bild Mitte)
An Land sind die Königspinguine nicht annähernd so gut unterwegs wie im Wasser. Oft stolpern sie über Steine oder kleine Hügel und landen unsanft auf dem Bauch...



An Land haben die Königspinguine nur wenig Feinde. Neben Raubmöwen, ist es vor allem der südliche Riesensturmvogel (Macronectes giganteus), der auch ausgewachsene Pinguine umbringen kann. Dieser Vogel ist allein durch seine Körpermaße beeindruckend: Körperlänge: 85 - 100 cm Flügelspannweite: 180 - 205 cm. Ich konnte diesen Vogel auf einem Hügel neben der Station beobachten (Bild links), wie er majestetisch auf die Kolonie herab schaute. Allerdings greift er nicht immer lebende Tiere an, auf seinem Speiseplan steht vor allem Aas, was in einer solch großen Kolonie oft zu finden ist.


Neben den riesigen Sturmvögeln sind die kleinen Schwarzgesicht-Seidenschnäbel (Chionis minor) Feinde der Pinguine. Die Südamerikaner nennen den Seidenschnäbel - die antarktische Taube - und liegen damit komplett falsch. In Wirklichkeit hat der rein weiße, fast hühnergroße Vogel der antarktischen und subantarktischen Inseln mit Tauben nichts zu tun. Auch Wissenschaftlern bereitet die verwandtschaftliche Zugehörigkeit der Scheidenschnäbel einiges Kopfzerbrechen. Nach neueren genetischen Untersuchungen gehören sie zweifellos in die große Gruppe der Regenpfeifer; vielleicht in die verwandtschaftliche Nähe des auch an Deutschlands Küsten brütenden Austernfischers.
Als der deutsche Naturforscher Georg Forster als Teilnehmer der Weltumseglung von Capt. James Cook in den Jahren 1772 bis 1776 auf diese Vögel stieß, erfüllten sich die Hoffnungen auf einen wohlschmeckenden Braten nicht: "Wir glaubten einen Leckerbissen daran zu finden, allein das Fleisch hatte einen so unerträglichen Gestank, dass niemand davon kosten wollte..." schrieb er enttäuscht in seinen Reisebericht. Verwunderlich ist dies nicht. Seidenschnäbel halten sich nämlich vorzugsweise in Pinguinkolonien auf und verzehren auch deren Fäkalien, denen noch ausreichend Nährstoffe zu entnehmen sind. Darüberhinaus nehmen sie aber auch am Spülsaum der Küsten kleine Krebstierchen, Schnecken und Algen auf. In den Pinguinkolonien vergreifen sie sich gelegentlich an Eiern und kleinen Küken (Bild rechts).