Das
Ende unseres Aufenthalts auf den Kerguelen rückte unaufhaltsam
näher und nach dem Besuch der alten Walfangstation wurden alle
notwendigen Vorbereitungen getroffen. Am Freitag, den 28.01.
holten wir von der meteorologischen Station einen Wetterbericht ein.Das
Satellitenbild versprach nichts Gutes. Ein mächtiges Tiefdruckgebiet
rollte von Westen her auf die Kerguelen zu und somit wurde beschlossen,
die Abreise zu verschieben und den zu erwartenden Sturm auf dem sicheren
Land abzuwettern.
Eine sehr gute Entscheidung wie sich herausstellen sollte, denn am Samstag
den 01.02. bekamen wir mächtigen Sturm, der sich in der Nacht
zum Orkan steigerte. Am nächsten Morgen berichteten die Messungen
der Meteorologen von einer gemessenen Windgeschwindigkeit von 145 km/h
(entspricht Windstärke 14,5 !!). Wie gut, dass wir die Abfahrt
verschoben haben...
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Doch es sollte
sich noch einiges ändern...
Schon direkt nach unserer Ankunft war Karl-Heinz und Dirk klar, dass
eine Rückreise mit dem Sposmoker für sie wohl nicht mehr in
Frage kommen würde. Aufgrund der Erfahrungen mit den Stürmen
und dem doch gehäuften Auftreten technischer Probleme mit dem Schiff
war ihnen bei den Gedanken an eine Non-Stop-Rückfahrt nach Afrika
nicht mehr wohl. Weiterhin war nach einigen Tagen abzusehen, dass die
geplante Aufenthaltszeit von 2 Wochen bei der Vielzahl von Möglichkeiten
auf der Insel kaum ausreichen würden, gute Forschungsergebnisse
für das Meeresmuseum zu liefern.
Somit wurden auf
offiziellem Wege nach Möglichkeiten gesucht, den Aufenthalt der
Beiden bis zum nächsten Eintreffen des Versorgers Marion Dufresne
Ende März zu verlängern. Natürlich ist ein so langer
Aufenthalt mit hohen Kosten verbunden und somit kam diese Möglichkeit
für mich sowieso nicht in Frage (Gerd wäre auch ohne uns
alleine zurückgesegelt, wie er immer wieder betonte...).
Nach komplizierten Verhandlungen war letztlich klar, dass Karl-Heinz
und Dirk auf den Kerguelen verbleiben werden und ich zusammen mit Gerd
die Rücktour nach Afrika antreten würde.
Ich denke, dass ich wohl der einzige Nicht-Segler auf der Welt sein
dürfte, der eine solche Tour zu Zweit hinter sich bringen sollte.
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Nachdem
der Orkan durchgezogen war, mussten wir auf eine Gelegenheit warten, in
der der Wind günstig stand, damit wir aus der Stationsbuch und dem
Golf de Morbihan auf die offene See fahren konnten. Ich stellte mich noch
ein letztes Mal vor das Stationsschild am Anleger, bevor wir mit dem Beiboot
zum Sposmoker fahren sollten (Bild links). Zur Verabschiedung kamen
Peter, Karl-Heinz und Jean, der Bäcker. Peter hatte uns noch reichlich
mit Lebensmitteln versorgt, die wir in einer wasserdichten Tonne mit auf
das Schiff nahmen.
Am 02.02.2003 um 6.30 Uhr verließen Gerd und ich mit dem Sposmoker
II die Ankertonne vor der Station.
Noch lange sah ich zurück zum Anleger, auf dem Karl-Heinz stand und
unsere Abreise ebenfalls noch lange beobachtete.
Vor uns lagen nun mehr als 6000 km Strecke auf offenem Ozean...
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Als
wir den Golf de Morbihan verließen, zeigte sich die offene See
immer noch sehr aufgewühlt von dem vergangenen Orkan. Es wurde
beschlossen, in einer relativ geschützten Buch an der Südseite
der Einfahrt zum Golf de Morbihan eine weitere Nacht zu ankern und zu
warten, dass sich die See ein wenig beruhigte. Gegen Abend warfen wir
dann Anker in der kleinen Bucht. Mitten in der Nacht um 4.00 Uhr (ich
hatte gerade Ankerwache...) drehte der Wind auf W-S-W und begann in
Böen aufzufrischen.
Es war soweit... gegen 4.30 Uhr am 02.02.2003 begann die Fahrt
und wir verließen die Kerguelen.
Der Wind frischte im Verlauf des Tages weiter auf und wir sollten wieder
Sturm bekommen. Der Himmel verdunkelte sich und die Wellen wurden immer
höher (Bild rechts).Den zweiten Tag nach unserer Abfahrt
blieb uns nichts mehr übrig, als das Schiff beizudrehen und uns
einen Tag lag treiben zu lassen, da eine Fahrt unter diesen Verhältnissen
einfach nicht mehr möglich war.
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Eine
Woche lang sollten starke Wind anhalten. Das Schiff machte gute
Fahrt, wurde aber auch extrem von den Wetterverhältnissen beansprucht
(Bild rechts und links). Gerade die erste Woche empfand ich als
äußerst anstrengend. Zum einen machte uns der starke Wind
zu schaffen, zum anderen mussten die Wachzeiten nun unter 2 Personen
aufgeteilt werden. Der Wachenrhytmus verlief wie folgt:
4 Stunden Wache, 4 Stunden Ruhezeit, danach 2 Stunden Wache und 2 Stunden
Ruhezeit. Dann das Ganze von vorne, ohne Samstag oder Sonntag, die ganze
Zeit hindurch. An diese Schlafeinteilung musste ich mich erstmal gewöhnen.
Wir hatten die ganzen ersten Tage stetig starken Wind aus W-S-W, so
dass unser Schiff weit in Richtung Nordost getrieben wurde.
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Diese
erste Woche werde ich wohl nie vergessen. Die Wellen waren höher,
als die die wir vor den Crozet-Inseln erlebten und uns beiden wurde
das Letzte abgefordert.
Ich weiß heute nicht mehr, wie ich diese Anstrengungen gemeistert
habe.
In der Rückschau war es sicherlich die anstrengeste Woche der
gesamten Expedition (Bild rechts und links).
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