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Kapitel 11

Die Rücktour nach Afrika (Seite1)

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Das Ende unseres Aufenthalts auf den Kerguelen rückte unaufhaltsam näher und nach dem Besuch der alten Walfangstation wurden alle notwendigen Vorbereitungen getroffen. Am Freitag, den 28.01. holten wir von der meteorologischen Station einen Wetterbericht ein.Das Satellitenbild versprach nichts Gutes. Ein mächtiges Tiefdruckgebiet rollte von Westen her auf die Kerguelen zu und somit wurde beschlossen, die Abreise zu verschieben und den zu erwartenden Sturm auf dem sicheren Land abzuwettern.
Eine sehr gute Entscheidung wie sich herausstellen sollte, denn am Samstag den 01.02. bekamen wir mächtigen Sturm, der sich in der Nacht zum Orkan steigerte. Am nächsten Morgen berichteten die Messungen der Meteorologen von einer gemessenen Windgeschwindigkeit von 145 km/h (entspricht Windstärke 14,5 !!). Wie gut, dass wir die Abfahrt verschoben haben...
 

Doch es sollte sich noch einiges ändern...
Schon direkt nach unserer Ankunft war Karl-Heinz und Dirk klar, dass eine Rückreise mit dem Sposmoker für sie wohl nicht mehr in Frage kommen würde. Aufgrund der Erfahrungen mit den Stürmen und dem doch gehäuften Auftreten technischer Probleme mit dem Schiff war ihnen bei den Gedanken an eine Non-Stop-Rückfahrt nach Afrika nicht mehr wohl. Weiterhin war nach einigen Tagen abzusehen, dass die geplante Aufenthaltszeit von 2 Wochen bei der Vielzahl von Möglichkeiten auf der Insel kaum ausreichen würden, gute Forschungsergebnisse für das Meeresmuseum zu liefern.

Somit wurden auf offiziellem Wege nach Möglichkeiten gesucht, den Aufenthalt der Beiden bis zum nächsten Eintreffen des Versorgers Marion Dufresne Ende März zu verlängern. Natürlich ist ein so langer Aufenthalt mit hohen Kosten verbunden und somit kam diese Möglichkeit für mich sowieso nicht in Frage (Gerd wäre auch ohne uns alleine zurückgesegelt, wie er immer wieder betonte...).
Nach komplizierten Verhandlungen war letztlich klar, dass Karl-Heinz und Dirk auf den Kerguelen verbleiben werden und ich zusammen mit Gerd die Rücktour nach Afrika antreten würde.
Ich denke, dass ich wohl der einzige Nicht-Segler auf der Welt sein dürfte, der eine solche Tour zu Zweit hinter sich bringen sollte.



Nachdem der Orkan durchgezogen war, mussten wir auf eine Gelegenheit warten, in der der Wind günstig stand, damit wir aus der Stationsbuch und dem Golf de Morbihan auf die offene See fahren konnten. Ich stellte mich noch ein letztes Mal vor das Stationsschild am Anleger, bevor wir mit dem Beiboot zum Sposmoker fahren sollten (Bild links). Zur Verabschiedung kamen Peter, Karl-Heinz und Jean, der Bäcker. Peter hatte uns noch reichlich mit Lebensmitteln versorgt, die wir in einer wasserdichten Tonne mit auf das Schiff nahmen.

Am 02.02.2003 um 6.30 Uhr verließen Gerd und ich mit dem Sposmoker II die Ankertonne vor der Station.

Noch lange sah ich zurück zum Anleger, auf dem Karl-Heinz stand und unsere Abreise ebenfalls noch lange beobachtete.
Vor uns lagen nun mehr als 6000 km Strecke auf offenem Ozean...


Als wir den Golf de Morbihan verließen, zeigte sich die offene See immer noch sehr aufgewühlt von dem vergangenen Orkan. Es wurde beschlossen, in einer relativ geschützten Buch an der Südseite der Einfahrt zum Golf de Morbihan eine weitere Nacht zu ankern und zu warten, dass sich die See ein wenig beruhigte. Gegen Abend warfen wir dann Anker in der kleinen Bucht. Mitten in der Nacht um 4.00 Uhr (ich hatte gerade Ankerwache...) drehte der Wind auf W-S-W und begann in Böen aufzufrischen.
Es war soweit... gegen 4.30 Uhr am 02.02.2003 begann die Fahrt und wir verließen die Kerguelen.
Der Wind frischte im Verlauf des Tages weiter auf und wir sollten wieder Sturm bekommen. Der Himmel verdunkelte sich und die Wellen wurden immer höher (Bild rechts).Den zweiten Tag nach unserer Abfahrt blieb uns nichts mehr übrig, als das Schiff beizudrehen und uns einen Tag lag treiben zu lassen, da eine Fahrt unter diesen Verhältnissen einfach nicht mehr möglich war.


Eine Woche lang sollten starke Wind anhalten. Das Schiff machte gute Fahrt, wurde aber auch extrem von den Wetterverhältnissen beansprucht (Bild rechts und links). Gerade die erste Woche empfand ich als äußerst anstrengend. Zum einen machte uns der starke Wind zu schaffen, zum anderen mussten die Wachzeiten nun unter 2 Personen aufgeteilt werden. Der Wachenrhytmus verlief wie folgt:
4 Stunden Wache, 4 Stunden Ruhezeit, danach 2 Stunden Wache und 2 Stunden Ruhezeit. Dann das Ganze von vorne, ohne Samstag oder Sonntag, die ganze Zeit hindurch. An diese Schlafeinteilung musste ich mich erstmal gewöhnen. Wir hatten die ganzen ersten Tage stetig starken Wind aus W-S-W, so dass unser Schiff weit in Richtung Nordost getrieben wurde.


Diese erste Woche werde ich wohl nie vergessen. Die Wellen waren höher, als die die wir vor den Crozet-Inseln erlebten und uns beiden wurde das Letzte abgefordert.
Ich weiß heute nicht mehr, wie ich diese Anstrengungen gemeistert habe.
In der Rückschau war es sicherlich die anstrengeste Woche der gesamten Expedition (Bild rechts und links).